Olfaktorische Themen in der Pflege

Zwei spannende und erlebnisreiche Tage lagen hinter mir. 
In diesen beiden Tagen ging es um olfaktorische Belastungen, um Geruchsekel und damit verbundenem „Stress“, sowie um AromaSelbstpflege. Der Arbeitsalltag der Pflegebeschäftigten bietet vielerlei Möglichkeiten mit Geruchsmolekülen in Riechkontakt zu kommen, die weit vom persönlichen Wohlgeruchsempfinden entfernt liegen.. 
Das olfaktorische System schlägt Alarm und macht den Körper „intern“ zur Flucht bereit, aber… (s. hier)  – da ist der Auftrag, da ist die Verantwortung, da ist das Mitgefühl – da ist die Entscheidung zum Bleiben.

In den Gesprächen – nach anfänglicher Zurückhaltung – kommen persönliche Erlebnisse und die dabei empfundenen (olfaktorischen) Wahrnehmungen, körperliche Reaktionen und gefühlsmäßiges Empfinden zur Sprache. Das Mitgeteilte ist weit weg von Wohlbefinden. „…aber, das gehört ja zu unserer Arbeit dazu!“

Das Thema Geruchsekel ist heikel. Umso erlösender ist das Sprechen darüber. Plötzlich zu merken, den Anderen geht es ja ebenso. Das Gefühl mit diesem Problem nicht allein zu sein, schafft Verbundenheit und Sicherheit.
Belächeln, boshaftes Lästern, Geringschätzung oder Abwertung durch die anderen Gruppenteilnehmer gibt es nicht, sind kein Thema.
Das konnte ich in Gruppen immer wieder beobachten. Es entsteht eine Form von „Teamgeist“, ein Zusammenhörigkeitsgefühl. Man teilt sich mit, nimmt Anteil am Erleben des Anderem und tauscht Erfahrungen aus. Teilt mit, was sich bewährt hat im Umgang mit unangenehmen Gerüchen, wie z.B. Kaffeepulver.

So meine Erfahrung.


Staunen und Aufatmen, wenn die Bedeutung von Geruchsekel, erklärt wird. Reaktionen, die möglicherweise ausgelöst (und gespürt) werden (z.B. Aggression), verlieren ihren „Schrecken“. Schrecken weil, DAS nicht sein darf, DAS nicht empfunden werden darf!

Der Geruchsekel erhält eine sinnvolle Funktion und damit Natürlichkeit.


In der Betreuung von Menschen mit (geistiger) Behinderung kommt noch ein anderes „Geruchsthema“ hinzu. Das in unserer Lebenswelt unschickliche „Beriechen“. Sprich: der Betreuende, wird manchmal berochen, beschnuppert – hautnah, da gibt es keine sogenannte Intimzonengrenze. Die Bewohner gehen auf olfaktorische „Tuchfühlung“. Haare/ Kopfhaut, Nacken/Hals, Hände usw. werden beschnuppert. Eine völlig logische und sinnvolle Handlung. Diese Menschen nutzt dabei die geruchlichen Informationen, um das  „Stimmungsbarometer“ zu erkunden. Sie erfahren somit unmittelbar, die momentane und wahrhaftige (gefühlsmäßige) Verfassung ihres Betreuers. Das man Gefühle riechen kann, ist längst bekannt. Die genannten Körperstellen, sind hervorragende Geruchsinformationsquellen.

Möglicherweise rührt die Forderung an Kinder, ‚du sollst deine Nase nicht überall hineinstecken!‘ auch daher. Sie könnten ja „den Braten“ riechen.
In einigen Kulturen gehört die olfaktorische Kontaktaufnahme zum selbstverständlichen Begrüßungsritual.

Trotz Gewöhnung an diese Prozedur, führt das Beriechen immer wieder zu Irritation. Kennt man den Hintergrund zu dieser Art der Informationsgewinnung, dann lässt es sich anders damit umgehen.
Nun kann man genauer beobachten: wann wird Geruchskontakt aufgenommen, wie bin ich gerade selbst „drauf“ oder wie ist das Befinden, des Bewohners. Sind Stress, Angst o.ä. im Spiel. So gesehen ergeben sich vielfältige Informationen aus dieser Interaktion.

Je nach individuellem Empfinden können diese arbeitsbedingten psychischen Belastungen zu belastenden psychischen Beanspruchungen führen, vor allem dann, wenn geeignete Bewältigungsstrategien fehlen. (Informationen klick)
Auch dabei können z.B. Informationen und Teamgespräche entlastend  unterstützen.


Nur über Gerüche zu reden, ist wie ein Gemälde ohne Farben. ÄÖ zu erfahren und herauszufinden, welcher Duft mein persönlicher Wohlgeruch und mein Duftbegleiter im Alltagsgeschäft sein könnte, ist hingegen eine belebende „Angelegenheit“. Den Teilnehmern bereitete es großes Vergnügen. 

Ich hätte mir gewünscht ein Foto vom Beginn und ein Foto vom Ende des Tages zu haben. Es lagen Welten dazwischen. Entspannt, fröhlich und freudig – die Gesichter strahlten. Genährt und gestärkt durch neue Informationen, Eindrücke und Erfahrungen, ging es wieder in den Pflegealltag .

„Das
war eine schöne Weiterbildung.“ … „Das hat so gut
getan.“ 

Meinen Dank an
diese beiden tollen Gruppen und an den betrieblichen Veranstalter, der mit seiner Offenheit dem Thema gegenüber, diese beiden Tage erst ermöglicht hat. Ich bin anhand der Reaktionen der Teilnehmer sicher, dass ihr Arbeitgeber einige „Pluspunkte“ verbuchen konnte. Eine praktische Art der Wertschätzung an die Beschäftigten. 



… fast
hätte ich es vergessen: an dem einem Tag hatte sich die Geranium-Gruppe und am
anderen Tag die Lavendel-Gruppe zusammengefunden. Der jeweilig Duft wurde
gemocht, dafür der andere abgelehnt. Ein Phänomen!

Olfaktorische Themen in der Pflege

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