Ein Duft-Gespräch…

Kürzlich hatte ich das große Glück einer 85 jährigen Dame im Duft-Gespräch zu begegnen.
Es war ein besonderes Erlebnis und Geschenk zu gleich.

Sie wollte eigentlich nur schauen, welcher Duft ihr ein hilfreicher Begleiter in den wachen Momenten ihrer Nächte sein könnte. Und der ihren Gedanken, um ihre bewusst gewordene Endlichkeit, den Stachel der Unruhe und Besorgnis etwas nimmt.

Mit einer kurzen Duftempfindungsanalyse wurde sichtbar, welche Duftrichtungen als angenehm empfunden wurden und welche ein klares NEIN erhielten. So bekam der Duft der Rosengeranie keine besonders guten Noten. Worte wie eng, muffig, Keller u.a. drückten die Ablehnung sehr bestimmt aus.
Plötzlich erzählte sie von  ihrem „Handicap“, wie sie es nannte … Von Starrheit und Unbeweglichkeit im Nacken, die als einschränkend empfunden wurden. Die Worte flossen und längst vergessen geglaubte schmerzhafte Episoden kamen zur Sprache. Ich hörte zu und „fragte“ mit einem Duft nach.
Die Situation änderte sich unmittelbar. Sie richtete sich plötzlich auf und meinte, da ist ein angenehmes „komisches“ Gefühl im Nacken und es hätte „geknackt“, Ihre Augen strahlten und sie bewegte den Kopf nach links und rechts. Das war die sogenannte „Wirkung“ oder besser gesagt, das Ergebnis der Duftansprache des Linaloeholzes.

Für mich war es faszinierend zu beobachten, wie sich, beim Wahrnehmen des Duftes,  die Körperhaltung und der Gesichtsausdruck veränderten. Ich konnte zusehen, wie sie sich zu ihrer Größe aufrichtete. Ihr selbst wurde bewusst, dass es diese „alte Geschichte“ ist, die wie ein schweres Päckchen im Nacken „hockt“.

In der Mandarine rot und dem Linaloeholz fand sie ihre Begleiter der Nacht. Einige Tage später kam eine Rückmeldung, dass diese beiden Düfte ihr so gut tun würden…und sie habe das Gefühl, dass der Nacken sich etwas entspannt hätte.

Warum schreibe ich diese Geschichte nieder?
Ich möchte die Aufmerksamkeit auf einen „kleinen“ Nebeneffekt der ÄÖ lenken. Auf das Potential ihrer duftkommunikative Seite. Und weil dabei etwas in der Arbeit mit ÄÖ sichtbar werden kann, was sonst im
Alltagsgeschehen bzw. Aromapflegealltag manchmal „unsichtbar“ bleibt.

Die Reaktion auf Düfte ist so individuell und besonders, wie der Mensch
selbst. Die Reaktion ist nicht immer planbar bzw. vorhersehbar. Wir
können nicht wissen, welche „seelische“Türen sich öffnen, wenn der Duft
anklopft. …und welche Schätze er heben kann aber auch an welche dunklen Räume er erinnert, die jetzt nicht betreten werden möchten.

Automatische Gedanken, wie: Ah, sie kann schlecht schlafen! …etwas zur Unterstützung für angenehmeren Schlaf. Vielleicht Lavendel?

Aber darum ging es hier gar nicht, wie es sich deutlich zeigte.

Es wurde mit Hilfe der Düfte ein Gespräch, dass ihre Selbstwahrnehmung schulte und das Erkennen von Zusammenhängen ins Bewu0tsein brachte. Sie fand etwas selbst heraus und hatte auch schon eine ganz persönliche, entlastende Lösung dafür.
Faszinierend während der Duftkommunikation waren die Momente, in denen die Augen verschmitzt aufblitzten und das Gesicht jugendliche Züge annahm. Die einst junge Frau lebt nach wie vor in ihr..

Lavendel wurde übrigens auch abgelehnt(!).

Lavendel und Rosengeranie gelten als bewährte und hilfreiche ÄÖ in der Aromapflege.
Sind die persönlichen Wahrnehmungen und Empfindungen, zu diesen Düfte, es auch?

In einem 85 jährigen Leben gibt es viele Lebensduftspuren und viele Erinnerungen…

Ein Duft-Gespräch…

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