Der vorletzte Ausstellungstag von „Rosenblüten und Lavendel“

 

32°C…, die Haare zerzaust wie ein Heuschober, durchgeschwitzt und fertig …aber begeistert und zufrieden, bin ich aus Leipzig zurück.

Habe es doch tatsächlich noch geschafft die Ausstellung „Rosenblüten und Lavendel“ im  Sächsischen Staatsarchiv anzuschauen.

Morgen ist der letzte Tag der Ausstellung…. Schade, sie ist wirklich sehenswert.

Ausstellungplakat des Sächsischen Staatsarchiv
Leider kann ich noch keine Fotos dazu veröffentlichen, braucht erst die Beantragung und Genehmigung dafür. Wenn‘s auch etwas „Papieretechnisch“ aussieht, so waren die Mitarbeiterinnen sehr, sehr  freundlich und hilfsbereit. Wir hatten spannende und anregende Gespräche und ich war mit Sicherheit nicht das letzte Mal dort…
Das Staatsarchiv Leipzig
Ein Glück, das es solche Einrichtungen wie Staatsarchive gibt und Menschen, die akribisch und auch mit Begeisterung,  Altes und Geschichteträchtiges aufbewahren und behüten. Das ist mir heute in Leipzig so richtig klargeworden.
…sonst hätte ich nicht gewusst, dass  der Leipziger Raum, in der 2. Hälfte des 19.Jhdt., ein wichtiger Standort für die Gewinnung von ÄÖ war. So gab es  1881 schon 15 Unternehmen  „Ätherische Öl- und Essenzenfabriken“, die  mit der Destillation von ÄÖ beschäftigt waren.. Rosen, Lavendel, Angelika und gefüllter Jasmin wurde im Leipziger Umland teils angebaut und zu ÄÖ von hoher Qualität weiter verarbeitet. Die anderen Destillationsmaterialien besorgten ansäßige Drogenhandlung aus weltweiten Anbaugebieten.. bzw. die ÄÖ wurden vor Ort von „Kooperationspartnern“ destilliert.
Die Firma Schimmel & Co aus Miltitz ist bis heute das bekannteste Unternehmen. Das Unternehmen Schimmel & Co veröffentliche bereits 1877 interne  Forschungsergebnisse als „Berichte der Schimmel & Co Aktiengesellschaft Miltitz Bez. Leipzig über Ätherische Öle, Riechstoffe usw.“.

Zur Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Forschung errichtete Schimmel & Co. 1879, als erstes Unternehmen seiner Branche, ein Forschungslabor, in dem sich ein „Team“ von namhaften Wissenschaftlern (u.a. Gildemeister) der  intensiven wissenschaftlichen Erforschung  ÄÖ und Riechstoffe widmete.

Auch konnten hier die technischen Methoden der Destillation weiter entwickelt werden. Mit dem Labor und seinen Möglichkeiten hatte man gute Voraussetzungen, um auf dem Gebiet der Forschung zur Herstellung synthetischer Riechstoffe  Fortschritte zu erzielen.  Der „Duft“ des Neroliöls war das erste Blütenöl, das 1895 als synthetischer Duftstoff auf den Markt kam, es
folgten die Riechstoffe von Jasmin, Rose und Mandarine.

Es ist interessant, das die  Kenntnis über die Zusammensetzung der ÄÖ und deren umfangreiche wissenschaftlichen Analysen zwei Dinge zur Folge hatten: die Bildung, der bis heute noch aktuellen Grundlage der Biochemie der ÄÖ und die Struktur der „Duftbilder“,  die es erst ermöglichten synthetische Riechstoffe zu entwickeln und herzustellen.
Mit sehr aufwendigen chemischen Verfahren ließen sich bereits 1920 Verfälschungen in ÄÖ nachweisen. Aus der ganzen Welt wurden Proben von ÄÖ  zur Prüfung ins Miltizer Labor gesandt.
Auf dem 10. Internationalen Medizinischen Kongress von 1890 in Berlin wurden einige ÄÖ und deren Anwendungsmöglichkeiten in der Medizin vorgestellt. Zugrunde lag die Publikation
(Schimmel & Co.) „Kurze Bemerkungen über einige Präparate und neue ätherische Öle im Auftrag des Kaiserl. Gersundheitsamtes“.
Sehr spannend und aufschlussreich war ein neunminütiger Werksfilm-Ausschnitt (Stummfilm), der die Extraktion mit Lösungsmittel, Extraktion mit Fett(Enfleurage) und  Destillation von
Rosen –  und Jasmin-Blüten des  Leipziger Unternehmens Heine & Co.AG zeigte.

Ein Blütenmeer aus weißem Jasmin und in ihm Frauen, die diese Blüten pflückten und in ihren Schürzentücher einsammelten. Sie lachten und strahlen, kein Wunder bei diesem betörenden Duft…

Das erst einmal vorab als Kurzbericht. Ich werde weiter recherchieren und bei Gelegenheit mehr darüber berichten. Ich bin sehr neugierig, auf dieses „Leipziger Grasse“…
Heimfahrt
(Quelle: Zahlen, Angaben, Namen usw. nach Informationen der Ausstellung  „Rosenblüten und Lavendel“ Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig)
Der vorletzte Ausstellungstag von „Rosenblüten und Lavendel“
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