Ein Lavendelöl verduftet…

Gestern, als ich meine ätherische Öle durchzählte (denn auch ich wollte an Eliane Zimmermanns Jubiläumsspiel teilnehmen), entdeckte ich in den nostalgischen Beständen eine Flasche Lavendelöl. Ein dicker bernsteinfarbiger fester Tropfen saß auf dem Deckel. Das Lavendelöl versuchte sich durch den Deckel davon zu machen… Diese Flasche ist bestimmt 15 Jahre alt.

Es hängen viele schöne Erinnerungen an ihr. Ein Kleinod von einer Duftreise in die Drôme.
Schaue ich sie an, dann werden die Bilder der unvergesslichen Lavendelfelder, der kleinen Destille am Wegesrand mit ihrer Strohbefeuerung, die Berge, die duftgeschwängerte klare Luft und „Lavendel-Hans“,  ein Könner seines Faches und ein Mensch mit großem Herzen, wieder lebendig…
Auch, wenn das ÄÖ  ätherisch entfleuchen möchte, ich behalte diese Flasche.

Der Deckel weist keine sichbare Zerstörung auf (Löcher o.ä.). Der Kunststoff ist an einigen Stellen verformt. Der Verschluß war mit der Flasche verklebt. Es hat offensichtlich, in den letzten Jahren, ordentlich in der Flasche gearbeitet. An den äusseren Luft-Kontaktstellen verharzte das ÄÖ
Ich vermute, dass die Hauptkomponeneten, Linalylacetat, Linalool und beta-Caryphyllen, des Lavendelöls sich freudig mit dem Luftsauerstoff einer Oxidation (mit eventueller Peroxidbildung) hingegeben haben. Um es genau zu wissen, müßte das Lavendelöl untersucht werden.

Allerdings auch ohne Untersuchung sollte dieses „neue Produkt“ des Lavendelöls sich weit von der Haut fernhalten, es könnte sehr „reizend“ werden.
Dieses ÄÖ ist in diesem Zustand, für die Aromapflege u.ä., nicht mehr verwendungsfähig!

Der Duft ist übrigens sehr interessant, er erweckt den Anschein, einer gereiften und weisen Madame la Maitresse. Von einer blumigen Süße, die an vergangene warme bewegende Sommer-Sonnen-Tage erinnert, mit einem „accent aigu“ gelegendlicher scharfer, kühler Bissigkeit.
Der Duft wechselt ständig seine Nuancen: vordergründig blumig, dahinter etwas krautiges und das Aufblitzen von fruchtig-apfeligem, das, wenn man es genauer fassen möchte, schon wieder verschwunden ist. Zwischen den Nuancen eine Winzigkeit des Aromas eines Glases Weissweins. Madame würde es vielleicht, als nach Essig riechend bezeichnen – denn “ L‘ âge des illusions est passé „… (Arthur Schoppenhauer: Lebensweisheiten)
Je länger ich an der Flasche rieche, umso flacher und kraftloser wird der Lavendelduft, er zieht sich zurück.

Weshalb schreibe ich darüber? Weil ich darauf aufmerksam machen möchte, dass auch ÄÖ eine bestimmte Haltbarkeit haben, vorallem, wenn die Flasche schon geöffnet wurde.
Es ist nicht das ÄÖ schuld, wenn die Haut ungewollt reagiert, sondern meist sind es der „Zustand“ des ÄÖs (zu alt, zu warm gelagert, zu oft die Flasche geöffnet und viel Luft in der Flasche), die Qualität (mangelnde Reinheit der ÄÖ), Unwissen (fehlendes Fachwissen, falsche und hohe Dosierungen), also der grundsätzliche Umgang mit den ÄÖ.

Haltbarkeit des Lavendelöl ca. 3 Jahre  (ungeöffnet). Ein geöffnete Flasche Lavendelöl sollte innerhalb eines Jahres verbraucht sein (bei Teebaumöl sogar noch kürzer, ein halbes Jahr!).

Die „Fluchtflasche“:

15 jähriges Lavendelöl beim „Verduften“

Die Erinnerungen:

Lavendel-Mähmaschine
Destillation mit Strohbefeuerung

Ein Lavendelöl verduftet…
Markiert in:         

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert