Der Duft der Märzenbecher
Heute ging es zum Erdengraben bei Dornburg, die Märzenbecher besuchen. Was für ein Tal! Durchschreitet man das „Tor“, so öffnet sich eine andere Welt, urwüchsig, wild und phantastisch.

 

 

 

…meine Augen schauen auf dich…

 

 

Ein geheimnisvolles Tal, bewachsen mit alten Laubbäumen und durchzogen von einem kleinen Bachlauf.
Alle Alltagsgeräusche blieben am „Tor“ zurück. Hier im Tal ist eine wohltuende erfüllende Stille zu hören. Geräusche und Töne, die das Gehör entspannen: das Summen der Bienen, das Rascheln einer Maus im Laub, der Gesang der Vögel, das Klopfen eines Spechtes, das Knacken der Äste und das ruhige Plätschern des Bächleins…


…und ein Regenwurm kam leise „angerannt“…

Auf der Haut ist die Wärme der Sonne zu spüren und ein leichter bewegter Lufthauch. Die Augen schauen das frische Grün und einen Blütenteppich aus weißen Glöckchen – die Märzenbecher.
Dazwischen blinken kleine Goldsternchen und das Violett/Rosa der Blüten des Lungenkrautes, auch die Leberblümchen sind da. Weiße und gelbe Buschwindröschen zeigen sich schon hier und da und der Aronstab treibt schon mal seine Blätter voraus.

 

 

 

 

 

 



Es geht doch nichts über eine Freundin, die u.a. solche belebenden Plätze kennt und auch noch das, was da so wächst – es erschliessen sich mir neue Welten und Blickwinkel. Mir wird bewußt, dass nicht nur der Schatz in der Flasche, das ÄÖ, das Ultimative und „Wichtigste“ ist, sondern es sind die lebendigen Pflanzen in ihrem Lebensraum, die das Ganze erst rund machen. Auch wenn aus den benannten Pflanzen keine ÄÖ gewonnen werden können, so machen sie mir sehr deutlich, wie wichtig dies für das Betrachten und für das Verständnis ist. Danke für diese Einsicht!


Wir erfreuten uns an dieser wunderbaren Welt, als uns plötzlich ein himmlischer Duft einhüllte. Intensiv und doch zart, süß und verführerisch. Woher kam er? Sollten es die Märzenbecher sein? Duften Märzenbecher überhaupt? Ich fand sie schon immer schön, aber dass sie auch duften könnten, war jenseits meiner Vorstellung. Habe mir auch nie die Mühe gemacht an ihnen zu riechen (geben ja kein ÄÖ) und dann wachsen sie soweit unten und giftig sind sie ja auch noch – also nur für das Auge gedacht!


Neugierig geworden, nahm meine Freundin „hin-gebungs-voll“ eine olfaktorische Prüfung am Objekt vor; ich zog es vor die Hanglage zu nutzen (war weniger anstrengend) – mit dem Ergebnis: ja, der Duft kommt von den Märzenbechern.

Die olfaktorische Prüfung

 

Das Prüfobjekt aus der Sicht der prüfenden Nase

Was erschnüffelten nun unsere Nasen? Süß, warm, pudrig, im Hindergrund nach Schokolade duftend, etwas vanilliges vielleicht noch dabei und dann war da noch dieser grüne saftige Geruch, wie von einem frischen Haselnusszweig, wenn die Rinde entfernt wird. In mir stieg ein Kindheitsbild auf: Sonntagmorgen am Feldrand, alles war still, frisch und klar, die Sonne schien und mein Opa schnitzte mir eine Pfeife und einen „Trompeter“ aus einem Haselnußzweig. Er klopfte die Rinde lose und drehte sie vorsichtig ab und ich wartete gespannt auf meine  Trompete. Genau dieser Geruch mischte sich mit ein und gab dem Ganzen den Grund.
Je weiter verblüht die Märzenbecher waren, umso intensiver dufteten sie.
Was sie allerdings grundsätzlich brauchten, um ihren Duft zu verströmen, ist die Wärme der Sonne.



Als ich wieder zu Hause war bemühte ich das Internet für Informationen mit dem Ergebnis: die Märzenbecher sind „Frühjahrsdufter“, der süße Duft ihres Nektars lockt Bienen und Schmetterlinge an. Ist für frühe Insekten die erste Nahrung und giftig (Blätter und Zwiebel) um nicht von anderen Tieren gefressen zu werden. Der Duft wird als nach Veilchen duftend beschrieben, da der botanische Name Leucojum vernum auch mit „weißes Veilchen des Frühlings“ benannt wird, ein Frühlingsbote. Es gehört zur Pflanzenfamilie der Amaryllisgewächse und steht unter Naturschutz.
Übrigens, der begehrte Nektar ist nicht so leicht zugänglich, erst muß etwas gebohrt werden…

Der Nektarsucher



Der Imker, den wir unterwegs trafen, hatte für seine Bienen einen guten Platz gewählt, mitten in diesem Meer blühender Märzenbecher. Wie wohl dieser Honig schmecken wird?










… nicht weit von diesem wunderbarem Ort verbrachte einst Gothe eine Zeit. Sein Gedicht „An den Mond“ soll hier entstanden sein.

Die Dornburger Schlösser mit dem „Goethe-Schloss“ (li.)      



So, nun noch meine eigenen Märzenbecher (aus dem Garten) auch sie möchten gesehen werden. Sind sie nicht schön meine Mädels?







PS: Kennt jemand die Duftmoleküle, die den Duft der Märzenbecher charakterisieren?

Der Duft der Märzenbecher
Markiert in:     

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert