Muskatellersalbei* oder ein Hauch von Schweiß….

Nach einem Jahr voller Bangen, ob das kleine Pflänzchen es schaffen würde,
überraschte mich der Muskatellersalbei in diesem Sommer,  als  stattliche Pflanze, übervoll mit
Blüten, in meinem Garten. So hatte es den Winter überstandenen und obwohl, es
fast der Freßlust der Schnecken zum Opfer gefallen wäre, auch dies überlebt.

Ihn angeschaut, bewundert und auch berochen habe ich wohl und glaubte ich
kenne ihn. Im Rahmen einer (meiner) Blütenuntersuchungsaktion, war der Muskatellersalbei ein
lohnendes Studienobjekt.
Per Zufall hatte ich festgestellt, dass bei einigen stark duftenden Kräuterpflanzen, die Blüten kaum wahrnehmbaren Blütenduft hatten.

Die Muskatellersalbei-Staude (re/li oben) – Die Salbei-Staude in blau(re/li unten)

Die Blüte…
Ich nahm mir eine Blüte. Allerdings diese Blüte allein zu(be)riechen war sinnlos, denn die Pflanze hatte
dufttechnisch schon meine Finger in Besitz genommen. Also kosten. Die Blüte
schmeckte sehr „streng“ nach Muskatellersalbei aber plötzlich entfaltete
sich auf der Zunge eine Süße, die sich schlicht mit himmlisch beschreiben lässt.
So also schmeckt Nektar – göttlich! … selbst der schweißige Unterton des
Muskatellersalbeis, erlag der Süße des Nektars. Ich war von dieser unerwarteten
„Begegnung“ total fasziniert, denn das hatte ich nicht erwartet.

Die Blüte

Blüte und „Klebemonster“

…und das Klebemonster
Der Muskatellersalbei ist ein richtiges Klebemonster. Faßt man Blüte,
Stengel und die jungen Blätter an, dann klebt es wie Harz an den Händen. Mit
bloßem Auge erkennt man, wie alles mit einem Teppich aus (Öl)Drüsenhaaren
überzogen ist. Fallen die Sonnenstrahlen darauf, funkelt es wie Diamantenstaub
und einzelne Ölbehälterchen ahmen den Regenbogen nach. Das Sonnenlicht bricht
sich in den Öltröpfchen des Muskatellersalbeis.

Das Klebemonster

…ein Hauch von Schweiß
Der Duft des Muskatellersalbei (Pflanze und ÄÖ) hat etwas sehr
eindringliches oder aufdringliches. Sein krautiges, blumiges Aroma, von einer mehr
oder weniger (empfunden) animalischen, schweißigen Note durchdrungen, scheidet
die nasalen Empfangsstationenträger in „ja – hinein“ oder „igitt – bloß weg“.

Muskatellersalbei mit seinem prozentual geringen Anteil an dem hormonähnlichen Sclareol (ein Diterpen-Alkohol) bringt uns mit einer Ambra-Note in Kontakt, dem Animalischen. (Sclareol des
Muskatellersalbei, ist Ausgangsstoff für die Gewinnung eines ambraähnlichen
Duftstoffes für die Parfümherstellung.)

Reift die Pflanze voll aus, dann verringert sich der schweißige Geruch und der Ambra-Charakter tritt mehr in den Vordergrund. Die Stimmung heben,
aber auch die Erinnerung an das Animalische, an das Im-Verborgen-Gefühltem, kann dieser Duft
anbieten.

…und sein Platz im Duftkreis (M.Henglein)…

Der Muskatellersalbei steht im Duftkreis nach M. Henglein zu
Beginn des III. Quadranten. Es ist der Bereich in dem es um Gefühle, den Umgang mit ihnen,
die Reise in die eigene Innenwelt geht – das Verborgene und sowie hormonell-emotionale Vorgänge, aus dem limbischen System, können „zur Sprache kommen“. Der  Duft des Muskatellersalbeiöls spricht das
Herz an und bittet um Öffnung. Er erinnert verschmitzt an Erotisches und
beflügelt die Kreativität, eine gewisse Hingabe voraussetzend. Auch hilft er
durcheinander gewirbelte „Rhythmen“ wieder in den Rhythmus zu bringen.

Zwei unvergessene Erlebnisse mit dem Muskatellersalbei als ÄÖ und als Pflanze
Das Ätherische Öl (ÄÖ)
Zu Beginn meiner Duftspur-Aufnahme  stand eine Aroma-Massageausbildung. In einer
schönen und gemütlichen Umgebung wurden uns anschaulich und kompetent die
Grundlagen der Aromamassage beigebracht. Und so werkelten wir emsig an 5
Massageliegen in einem Praxisraum. Es ging um entspannende Massagemischungen
und der Muskatellersalbei kam ins Spiel. Die Mischungen dufteten wunderbar und
keiner merkte, wie schnell die Zeit verstrich. Für den Heimweg bekamen wir noch
ans Herz gelegt, doch bitte am Abend keinen Alkohol, wegen des
Muskatellersalbeis, zu trinken und dann ging jeder seiner Wege.
Ich ging mit meiner Aromafreundin zu unserem Quartier –
einem ungeheizten Zimmer, in einer großen kalten Wohnung, in einer großen
Stadt, mitten im kalten, trüben und regnerischen November…
Wir tranken noch beim Türken um die Ecke einen wunderbaren
heißen, süßen Tee und versuchten diese Wärme mit ins Zimmer zu nehmen. Mit
mäßigem Erfolg. Wir froren wie die Tage zu vor.
Plötzlich hatten wir einen Geistesblitz – der Fön – der
macht doch… Wir schauten uns an und fingen an zu kichern. Dann wärmten wir uns
gegenseitig mit dem Fön, auf  höchster
Stufe, und kamen aus dem Lachen nicht mehr heraus. Hörte eine auf, so prustete
die Andere wieder los, es war einfach nicht zu Beherrschen. Vom Lachen tat
schon alles weh. Irgendwann schaffte es der Schlaf dieser „Lachorgie“ ein Ende
zu bereiten. In der Nacht hatten wir sehr inspirierende „Real“-Träume. Ich
schrieb ein Buch, der Titel stand schon fest. Nun ja ein Buch habe ich nicht
geschrieben aber dafür Blog…
Am nächsten Morgen war alles wieder gut, nur ein Muskelkater
erinnerte uns daran. Im Seminar erhielten wir eine Erklärung dazu. Wir hatten
eine praktische Erfahrung mit dem Muskatellersalbei gemacht. Er kann sehr
lustig und kreativ werden lassen …und das völlig ohne Alkohol.

Die Pflanze
Die zweite einprägende Erfahrung gab es am Ende einer
Duftreise in Frankreich. Stolz auf den „Fund“ eines prächtigen
Muskatellersalbei und voller Vorfreude, ihn als Erinnerung zu Hause getrocknet
neben den Lavendel zu plazieren, mußte er im Auto mit. Allerdings ging es
vorher noch quer durch Frankreich an den Atlantik. Der kräftige Zweig des
Muskatellersalbei wurde, neben Gepäck und Insassen, im Auto verstaut. Die Sonne
schien und es war heiß. Nach einiger Zeit wurde es im Auto immer lustiger, wir
alberten herum, lachten und fanden irgendwie alles sehr witzig. Plötzlich kam
mir der Gedanke – der Muskatellersalbei – er wirkt!
Wir waren schlicht etwas „abgehoben“. Das Auto war mit intensivem
Muskatellersalbeiduft gefüllt, das merkten wir erst, als wir wieder ins Auto
stiegen (die Adaption hatte ihren Job gut gemacht).
Um dieses unangemessene olfaktorische Angebot des
Muskatellersalbeis zu beenden, wurde er auf den Heckspoiler gebunden, dort
konnte er sich mit seinem Duft voll entfalten. Er überlebte die Reise quer
durch Frankreich und bis nach Hause etwas zerzaust aber gut. …und in seiner
Heckspoiler-Position genoß er die Aufmerksamkeit der Leute. Erfreute sich an
ihrem Schmunzeln und ihren Bemerkungen. Er fiel auf und wir auch…
Der Muskatellersalbei brachte seine entspannende und euphorisierende „Note“ spürbar zum Einsatz…

 Entwicklung der Blütenstaude und die Öldrüsen

Der Blütenstand entsteht…
Der Blütentrieb schiebt sich heraus

Formen der Öldrüsen
Ein Teppich von Öldrüsenhaaren des Blattes (Triebspitze)
Die Öldrüsenhaare der Blüte

…die „Verarbeitung“ 
Der Muskatellersalbei wanderte in einen „Sommer-Sonnen-Smoothie“ .
Für eine Mazeration legte ich die Triebspitzen des Muskatellersalbeis in ein Schraubglas mit Sonnenblumenöl ein. Auch wenn die Haltbarkeit von Sonnenblumenöl nicht so groß ist, so passte zu diesem Muskatellersalbei einfach kein anderes Öl. Das Mazerat war nach 14 Tagen fertig.
Es duftete wunderbar intensiv nach der Pflanze.

Da ich noch etwas Lavendel-Mazerat übrig hatte kamen beide in eine Extra-Flasche, für ein Körperöl. Der Duft ist so irre, als wenn man in Frankreich mitten im Lavendelkraut, dem einige Stauden Muskatellersalbei „dazwischen“ gekommen sind, liegt. Herrlich! …und die Drôme steigt mit Bildern in der Erinnerung auf…

Die Muskatellersalbei-Staude in voller Pracht, das Mazerat und der Smoothie
*Hinweis: Muskatellersalbei soll bei hormonbasierenden Tumorerkrankungen nicht verwendet werden.

Muskatellersalbei* oder ein Hauch von Schweiß….
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