Die wilde Möhre – Teil 3 – Wer ist diese faszinierende Schönheit?

Nun sind mittlerweile die wunderschönen Blüten der Wilden Möhre (Daucus carota ssp. carota) verblüht. Die Insekten haben ihren Job gut gemacht, sie haben das Sich-Öffnen und Hingeben der Blüte angenommen. Sie sammelten süßen Nektar und bewirkten damit, dass die fruchtbringende Phase beginnen konnte. Wenn dieser Akt des Kontaktes erfolgt ist, wölbt sich die Blütendolde nach oben zusammen. Die Doldenstrahlen und die Hüllenblätter bilden ein schützendes „Vogelnest“, einen „Kelch“ oder eine „(Erd)Kugel“ in denen die Samenfrüchte heranreifen können.

Ganz gleich, wie man diese Form bezeichnen möchte, entscheidend ist die zentrierende Bewegung in dieser Phase der Zusammenballung. Dieses Phänomen ist in der hiesigen Pflanzenwelt relativ einzigartig.

Da die Doldenstiele auf Feuchtigkeit (hygroskopisch) reagieren können, schließt sich die Dolde, über ihren Wasserhaushalt, zum schützenden „Nest“. Im Laufe des Biorhythmus zieht sich das Wasser in ihr zurück und die Trockenheit nimmt den Platz ein. Übrig bleiben trockene braune Stengel mit Nestern. Die Doldenstiele, spreizen sich durch die Trockenheit auseinander und geben die Samenfrüchte frei.

Wer ist sie eigentlich, diese wilde faszinierende Schönheit? Wie wächst sie, was ist für sie charakteristisch?

Wolf-Dieter Storl nennt sie die „Lichtpflanze der Urgöttin“
Die wilde Möhre ist eine zweijährige Pflanze. Sie kann ihre Pfahlwurzel  bis zu 80 cm tief in die Erde treiben und sich im Gegenzug bis zu ca. 120 cm in den Himmel strecken.  
Ist ihr Terrain nicht so freundlich, begnügt sie sich auch schon  mit einer ca. 20 cm Präsentation.
Sie ist in der Lage ca. 4000 Samen/Pflanze hervorzubringen. Dieser Samen kann mehrere Jahre (angeblich bis zu 10 Jahren) in der Erde auf seinen „Auftritt“ warten. 

In der Landwirtschaft wird sie als „formenreiches Samenunkraut“ betrachtet, das den Ertrag stark mindert und die Erntetechnik stört. 
Eine Frage des Betrachtungsstandpunktes…

In ihrem ersten Jahr bildet die Wilde Möhre, zur Stabilität und zur erhöhten Speicherkapazität der kosmischen Lichtkraft, eine kräftige Pfahlwurzel aus, die auch „vierteilig“ sein kann, wenn es der Standort erfordert.


Im zweiten Jahr, dem Jahr der Blüte und Fruchtbildung „verkümmert“ die Pfahlwurzel, wird zäh und fest, da die ganze gespeicherte Kraft für die Blüte hergegeben wird.

Die Wilde Möhre ist eine sonnenhungrige und wärmeliebende Pflanze. Sie scheint  sich noch gut an ihre ursprüngliche Heimat, dem Mittelmeerraum und asiatischen Raum, erinnern zu können.
Ich habe beobachtet, dass die Wilde Möhre überwiegend auf halbtrockenen, kargen, aber auch auf lehmartigen Böden wächst. Pralle Sonne sowie ungastliche Standorte scheinen ihr nichts auszumachen. 
Ob entlang einer Bahnstrecke oder an Straßenrändern, auf brachliegenden Weideflächen, Ödland (Ruderalstellen), in mitten einer Wiese oder eines Feldes – die Wilde Möhre ist da.
Gern steht sie mit Ihresgleichen zusammen und mag  in Sichtweite, die Schafgabe, die Wegwarte, die Königskerze und den weißen Steinklee als Nachbarinnen/Nachbarn. 

Manchmal macht sie sich richtig groß und überragt alles um sich herum, ein anderes Mal duckt sie sich, um in unfreundlicher Umgebung nicht allzusehr aufzufallen.

Sie ist eine Pionierpflanze, lässt  jedoch den Einjährigen den Vortritt und wirkt aus der zweiten Reihe heraus.

Fährt man mit dem Daumen ganz leicht über ihren Blütenschirm, so ist als ob man Samt berührt, ein wunderbares Gefühl. Sie hält einem gewissen Druck stand und gibt ihre verführerische Blüten-Samtigheit nicht auf.

Diesen gleichen Effekt nahm ich auch beim Berühren des Inneren  des „Vogelnestes“ wahr, samtig, weich und trotzdem mit Festigkeit. 

Zieht man eine Querverbindung zu ihrer straffenden und pflegenden Wirkung auf die Haut, so weist sie schon mit sich selbst darauf hin.  
Sie hinterlässt im doppelten Sinne einen bleibenden  Eindruck und ein angenehmes Gefühl in der Berührung. … und sie hat mich berührt.

Schaut man sich die Wilde Möhre an, so fallen ihre vielen stachligen Härchen an Stengel und Früchten, ihre Antennchen selbst noch im Fruchbildungsprozess sowie Ihre „spitzen“ fünf- und dreifach gefiederten Blätter, um die Blütendolde bzw. um die Blütendöldchen herum, auf. (In der Technik würde man von einer Vergrößerung der Oberfläche sprechen, für die Aufnahme oder Abgabe von etwas.) Eine sehr  große, feine und zarte Kontaktfläche zur Aussenwelt …  unsere Haut ist unsere Kommunikations- und Kontaktfläche nach Aussen…
Im Zentrum des weisen Blüten-Sternen-Meeres, hebt sich eine  geheimnisvolle purpurrote bis tiefschwarze  Mittelblüte ab, jedoch manchmal fehlt sie auch, diese „Mohren-Blüte“. Sie war es, die  den Namen der „Möhre“ oder „Mohrrübe“ gab.

Die Anzahl der weißen Blütenblättchen bilden die Zahl 5, die mystische Zahl der Venus.

Ich schnitt einen Stengel der wilden Möhre ab und war verblüfft, welchen intensiven  Geruch diese Schnittstelle verströmte – das reinste Karottensamenöl.
In der Phase des Fruchtbildungsprozesses erinnert das „Samenkörbchen“ an eine Frauen-Fußballmannschaft, die, in der Verlängerungspause auf dem Feld, ihre Köpfe  zusammenstecken, sich schützend umarmen, sich im Verborgenen besprechen, wenn alles klar ist sich wieder öffnen und weiter geht’s mit neuer Orientierung zum Ziel

Karottensamen sind einsamige Teilfrüchte, die aus reifen zweiteiligen Spaltfrüchten (Doppelachäne) hervorgegangen sind. 

Auffällig sind die Form und das Borstenkleid. Vier Reihen je Frucht sind es.

 

Eine Assoziation zu Läusen ist nicht von der Hand zu weisen.  

Da in der Literatur immer wieder ein Bezug zur Leber beschrieben wird, fällt mir dazu nur ein, „Eine Laus über die Leber gelaufen…“. 

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das Karottensamenöl „dieser Laus“ ordentlich einheizen und richtig wütend und aggressiv begegnen kann, da mag keine „Laus“ mehr bleiben, nicht mal in der Nähe! Es bringt tatsächlich Licht in die „zugebuddelten“ Ecken und macht sichtbar, was „drückt“.

Das Borstenkleid, erinnert mich an lange schwungvoll gebogene Wimpern.

 

Wenn das trockene, durchscheinende, pergamentartige Häutchen entfernt ist, kommt eine feste „Samenfrucht“ hervor. Ihr Geschmack erinnerte mich an das ÄÖ Kardamom, mit einer gewissen Schärfe auf der Zunge. 

Es geht weiter… 
Die wilde Möhre – Teil 3 – Wer ist diese faszinierende Schönheit?
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